Tannheimer Hütte 2024
Endlich wieder geöffnet! 8 Jahre war die Tannheimer Hütte geschlossen. Behördenauflagen führten zur Schließung. Jahrelang wurde in der Sektion Kempten diskutiert, wie es mit der Tannheimer Hütte weitergehen soll. Nach diversen Entwürfen und Anträgen für eine Baugenehmigung wurde vor zwei Jahren die Hütte entkernt, im letzten Jahr abgerissen und im Frühjahr 2024 neu gebaut (Fertigbauteile). Anfang August 2024 konnten die ersten Gäste begrüßt werden. Für mich war klar: in diesem Jahr muss ich auf der Hütte noch einmal übernachten und habe für drei Nächte im Oktober reserviert.Die alte Tannheimer Hütte hatte 22 Schlafplätze (Matratzenlager). Die neue Hütte hat nicht mehr Kapazität - ebenfalls 22 Schlafplätze - die auf fünf Zimmer verteilt sind (vier 4-Bettzimmer und ein 6-Bettzimmer). Natürlich entspricht die neue Hütte den aktuellen Standards. Im Gegensatz zu manchen Hüttenneubauten, die teilweise futuristisch gestaltet sind, überzeugt die neue Tannheimer Hütte mit viel hellem Holz. Ich fühle mich sofort wohl.
Spontan hat sich mein Freund Klaus entschlossen, mich zu begleiten. Nachdem wir die letzten beide Nächte auf der Enzianhütte verbracht haben, wechseln wir von Oberstdorf ins Tannheimer Tal nach Nesselwängle und parken an der Talstation der Materialseilbahn vom Gimpelhaus. Was packen wir in die Rucksäcke? Wir haben drei Nächte gebucht, haben also zwei volle Tage Zeit. Lohnt es sich die Alpinkletterausrüstung mitzuschleppen? Obwohl die Tannheimer Hütte über eine Materialseilbahn verfügt, wird Rucksacktransport nicht angeboten. Am Mittwoch ist gutes Wetter gemeldet, für Donnerstag allerdings viel Regen. Wir entscheiden uns für die Klettersteigausrüstung.
Schilder im Tal geben für die Tannheimer Hütte zwei Stunden Gehzeit an. Von früheren Aufstiegen weiß ich, dass wir nicht so lange brauchen werden. In knapp über einer Stunde erreichen wir das Gimpelhaus. Ein paar Meter weiter geben die Bäume den ersten Blick auf die Tannheimer Hütte frei:
Terrasse der Tannheimer Hütte, im Hintergrund die Rote Flüh
Rechts unterhalb der Tannheimer Hütte befindet sich noch eine Hütte, die hauptsächlich von Jugendgruppen der Sektion genutzt wird (Selbstversorger)
Eines der 4-Bettzimmer
USB Ladebuchsen (USB-A und USB-C) an jedem Bett - sehr lobenswert
Der Gastraum mit Holzofen, der die gut isolierte Hütte bei einstelligen Außentemperaturen angenehm aufgeheizt hat
Leider hat es sich inzwischen auf vielen Hütten eingebürgert, dass die Speisekarte nur bis 17 Uhr gilt. Am Abend bietet man nur noch Halbpension an. Zum Glück kann man daraus auch nur die Hauptspeise wählen.
Frühstück wird am Tisch bereitgestellt. Zusätzlich gibt es am Tresen, Saft, Müsli zum Selbstmischen, Milch und ein fertiges Müsli mit frischen Früchten. Kaffee wird am Tisch nachgeschenkt (optional ist natürlich auch Tee möglich).
Wir packen die Klettersteigausrüstung in den Rucksack und starten Richtung Nesselwängler Scharte. Vom Weg haben wir im Morgenlicht einen herrlichen Blick:
gelber Punkt links unten: Einstieg zum Hüttengrat (schöne Kletterei im 4. Schwierigkeitsgrad), roter Punkt: Einstieg Gimpel Normalweg, roter Strich links: Rote Flüh, roter Strich rechts: Gimpel, dazwischen die Judenscharte (Einstieg zum Gimpel Westgrat)
Etwas unterhalb der Nesselwängler Scharte geht es weiter zum Einstieg Köllenspitze Klettersteig. Einige Quellen führen die Köllenspitze auch als Kellenspitze.
am Einstieg Klettersteig Köllenspitze
Der Klettersteig ist mit C/D bewertet und gerade die D-Stellen fordern kraftvolles Zupacken am Stahlseil. Für Anfänger ist der Klettersteig nicht empfehlenswert! Wer nach den ersten Metern bereits Probleme hat, sollte wieder absteigen.
Gleich am Anfang geht es senkrecht nach oben
Mitten in der Wand erreicht man das Wandbuch. Der letzte Eintrag ist vom 21. September. Häufig scheint der Klettersteig nicht begangen zu werden. Auch heute sind wir alleine unterwegs. Der Wind frischt immer mehr auf, das Schlechtwetter sendet seine Vorboten. Hat man ca. 3/4 des Klettersteigs bewältigt, erreicht man den Rastplatz. Eine Pause tut gut, denn anschließend kommt noch eine kraftraubende D-Stelle, bevor man den Gipfel erreicht.
Auf dem Gipfel der Köllenspitze. Rechts von mir Rote Flüh und Gimpel
Blick zu 1-Hopfensee, 2-Forggensee und 3-Bannwaldsee. Im roten Kreis: Schloß Neuschwanstein, roter Strich: Säuling
Neuschwanstein im roten Kreis, unterhalb Hohenschwangau und Alpsee, dahinter Brandnerschrofen 1.881 m und rechts Säuling 2.048 m
Der Abstieg (Normalweg) von der Köllenspitze enthält einige Kletterstellen. Ein paar Meter sind mit einem Stahlseil gesichert und Eisenkrampen geben Halt für die Füße. Aber wie wird es mit Altschnee im Abstieg aussehen? Schnee im Sommer und Frühherbst ist normal, aber in diesem Jahr hat es doch recht viel geschneit. Nordseitig und in Schluchten taut der Schnee voraussichtlich überhaupt nicht mehr bevor der Winter einbricht.
Glücklicherweise sind im Abstieg nur einige Schneefelder vorhanden.
Gut zu sehen die Seilversicherungen und Krampen rechts oberhalb von Klaus. Das Schneefeld können wir links klettertechnisch umgehen.
In der Rinne sind Markierungen zu erkennen. Da müssen wir wieder hoch. Umgehen lässt dich das steile Schneefeld nicht. Die Oberfläche ist gefroren. Abrutschen ist keine Option. Also Stufen mit den Bergschuhen schlagen. Mühsam, aber notwendig.
Auf dem Schneefeld sind alte Spuren zu erkennen
Kurze Pause unterhalb der Nesselwängler Scharte. An der Scharte selbst ist der Wind einfach zu heftig. Morgen ist mit viel Regen zu rechnen. Also schließen wir an diesem Tag noch eine zweite Tour an. Der Gimpel soll es sein. Auf den Gimpel führt kein Wanderweg! Der Normalweg enthält Kletterstellen im 2. Schwierigkeitsgrad (manche Quellen geben auch 3- an) und ist nicht versichert. Die Markierungen sind extrem verblasst. Orientierung und Gespür für den besten Weg sind erforderlich.
Wie schon auf der Köllenspitze ist die Sicht auf dem Gimpel überwältigend. Stunden könnte man diese Aussicht genießen, wäre da nicht der starke, auskühlende Wind, der uns vom Gipfel vertreibt.
Blick vom Gimpel Gipfel zur Köllenspitze (der Klettersteig ist von hier nicht zu sehen). Rechts davon das mächtige Zugspitzmassiv.
Wieder an der Tannheimer Hütte angekommen genießen wir auf der Terrasse eine heiße, sehr leckere Speckknödelsuppe und ein Büble Bier, bevor uns der kühle Wind in den Gastraum schickt. Wenige Gäste sind auf der Hütte und wir vertreiben uns den Abend mit Rummikub spielen.
Wie angekündigt regnet es am Donnerstag. Wir lassen uns viel Zeit mit dem Frühstück, spielen Phase 10 bis zum Mittag. Etwas frische Luft wollen wir aber doch tanken. Also Regenjacke an und kurze Wanderung zum Gimpelhaus. Wir sind die einzigen Gäste, was bei diesen Bedingungen nicht verwunderlich ist. Bei gutem Wetter ist die Hütte ansonsten Anfang Oktober oft noch gut besucht. Viele Kletterer schätzen die vielen Möglichkeiten für Mehrseillängenrouten auch in unteren Schwierigkeitsgraden.
Am Freitag steigen wir nach dem Frühstück nach Nesselwängle ab und fahren nach Hause.
Hinweise
- Parken an der Materialseilbahn Talstation Gimpelhaus ist teurer als der "offizielle" Parkplatz Tannheimer Hütte. 3 Tage kosten 20 Euro
- Parkster App empfehlenswert
- Die neue Tannheimer Hütte hat keine Dusche. Unverständlich bei einem Neubau. Nur bedingt geeignet, wenn man mehrere Tage auf der Hütte verbringen möchte. Warmwasser in den Waschräumen ist vorhanden. Der Wasserhahn ist hoch genug, um sich die Haare zu waschen.
- Rucksacktransport mit der Materialseilbahn wird nicht angeboten. Mit der Hüttenwirten habe ich gesprochen. Vielleicht ändert sie ihre Meinung noch für die nächste Saison
- Übernachtung für AV-Mitglieder kostet 25 Euro, Frühstück 18 Euro!
- Sehr lobenswert die USB Ladebuchsen an jedem Bett (USB-A und USB-C)
Gehzeiten
| Uhrzeit | Beschreibung | Gehzeit |
|---|---|---|
| Dienstag, 8. Oktober 2024 | ||
| 13:01 | Parkplatz Materialseilbahn Gimpel ca. 1.136 m | |
| 14:04 | Gimpelhaus 1.659 m, kurze Pause | 1° 03' |
| 14:18 | Tannheimer Hütte 1.713 m | 1° 17' |
| Mittwoch, 9. Oktober 2024 | ||
| 8:31 | Tannheimer Hütte 1.713 m | |
| 9:09 | unterhalb Nesselwängler Scharte ca. 1.987 m | 0° 38' |
| 9:28 | Einstieg Klettersteig ca. 1.900 m, Pause bis 9:58 | 0° 57' |
| 11:38 | Köllenspitze 2.238 m, Pause bis 11:58 | 2° 37' |
| 12:59 | unterhalb Nesselwängler Scharte ca. 1.987 m, Pause bis 13:14 | 3° 38' |
| 13:46 | Einstieg Gimpel Normalweg ca. 1.907 m | 4° 10' |
| 14:26 | Gimpel 2.176 m, Pause bis 14:51 | 4° 50' |
| 15:38 | Einstieg Gimpel Normalweg ca. 1.907 m | 5° 37' |
| 15:56 | Tannheimer Hütte 1.713 m | 5° 55' |
| Freitag, 11. Oktober 2024 | ||
| 9:07 | Tannheimer Hütte 1.713 m | |
| 9:15 | Gimpelhaus 1.659 m, kurze Pause | 0° 08' |
| 9:55 | Parkplatz Materialseilbahn Gimpel ca. 1.136 m | 0° 48' |